Noch bevor ich die Mädchen*zuflucht betrete, frage ich mich, was mich heute erwartet. Wurde ein neues Mädchen* aufgenommen? Mit wem habe ich heute ein Gespräch? Und wie oft wird wohl das Telefon klingeln?
An der Tür werde ich von meiner Kollegin* aus dem Nachtdienst begrüßt. In der Übergabe erfahre ich alle wichtigen Informationen zur aktuellen Situation, den Mädchen* sowie zu anstehenden Telefonaten und Terminen.
Da die meisten Mädchen* zu dieser Zeit in der Schule sind, ist es ruhig. Ich nutze die Zeit für Telefonate, bearbeite die Mails und lese mich in die Akte des neu aufgenommenen Mädchens* ein.
Eines der Mädchen* hat heute einen Termin beim Jugendamt. Die Kollegin* in der Rufbereitschaft begleitet sie*. Nach dem Gespräch teilt sie* mir mit, dass das Mädchen* in eine Wohngruppe ziehen wird und wir das vorbereiten sollen. Wir besprechen noch gemeinsam, wie das Gespräch gut gestaltet werden kann. Gegen Mittag beginne ich dann das Essen zu kochen. Die Mädchen* kommen nach und nach aus der Schule zurück.
Am Nachmittag habe ich zwei Gespräche. Mit den Gesprächen versuchen wir gemeinsam mit den Mädchen* eine mögliche Perspektive zu finden und an individuellen Themen zu arbeiten. Mit Toni1 spreche ich heute über das Gespräch beim Jugendamt und über Wünsche und Vorstellungen mit Blick auf die kommenden WG-Besichtigungen. Im zweiten Gespräch erarbeite ich mit Maya1 ein Genogramm, um ihr* familiäres Umfeld besser kennenzulernen. Anschließend schreibe ich noch die Protokolle.
Im nächsten Telefonat werde ich von einem Mädchen* angerufen, das um Hilfe bittet. Sie* erzählt mir von ihrer* Notlage und wir sprechen über mögliche Schritte. Das Mädchen* ist aktuell noch nicht bereit, zu uns zu kommen. Deshalb schlage ich ihr* verschiedene Alternativen vor, wie z.B. ein Beratungsgespräch in unserer Kontaktstelle oder ein Treffen mit dem Jugendamt.
Um halb sechs klingelt meine Kollegin* für den Nachtdienst. Ich informiere sie* über den aktuellen Stand und die offenen Aufgaben. Mit der Übergabe endet mein Arbeitstag in der Zuflucht. Ich bin gespannt auf das nächste Mal.
1Namen stehen stellvertretend